die kleine Pause - Mehr Wohlbefinden in deinem (Schul-) Alltag

Transkript

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00:00:03: Muss ich da jetzt noch okay drücken?

00:00:11: So, heute habe ich wieder einen Gast im Podcast und das ist Barbara Gottschling.

00:00:15: Hallo Barbara!

00:00:16: Hallo!

00:00:18: Danke, dass du heute hier bist, um mit mir über das spannende Thema Deimplementierung zu sprechen.

00:00:26: Implementierung kennen wir ja alle, aber Deimplementierung, als ich das das erste Mal gehört habe oder viel mehr gelesen auf dem Buchcover, da habe ich gedacht, höh, was ist denn damit jetzt gemeint?

00:00:38: Und du wirst uns heute einiges darüber erzählen, ich bin schon ganz gespannt.

00:00:43: Und als erstes stelle ich doch bitte mal kurz vor.

00:00:48: Ja, ich freue mich heute auch sehr, dass ich was darüber erzählen darf, weil es aktuell eigentlich mein Lieblingsthema ist.

00:00:54: Ich bin tätig als Schulpsychologin für Grund- und Mittelschulen und bin da als Beraterin tätig für Lehrkräfte, für Schulleitungen, für Eltern.

00:01:07: Und in meinem zweiten großen Arbeitsschwerpunkt bin ich aber auch schulartübergreifend im Bereich Lehrergesundheit tätig und arbeite da als Supervisorin, als Coach für Führungskräfte, als Referentin für Stressprävention, Gesprächsführung zum Beispiel und jetzt auch im Bereich der Deimplementierung.

00:01:29: Also ein ganzer Blumstrauß an Tätigkeiten, die sich alle irgendwie um das Thema Lehrkräftegesundheit drehen.

00:01:38: Ich glaube unter diese große Überschrift könnten wir es stellen.

00:01:43: Lass uns mal mitten reinspringen, Deimplementierung.

00:01:45: Erklär doch mal, was damit gemeint ist.

00:01:49: Also meine Fortbildungen zum Thema starte ich eigentlich immer mit einem Bild und zwar ist dann komplett überladener und chaotischer Schreibtisch zu sehen.

00:01:59: Das gibt es immer erst mal ein Lacher, weil ganz viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagen, ja, so sieht es bei mir auch aus.

00:02:05: Dachte ich mir.

00:02:08: Und bei denen, bei denen es nicht so aussieht, sieht es manchmal im Kopf so aus, habe ich das Gefühl.

00:02:15: Also dieses alles ist zu viel, ist eigentlich so ein ja total präsentes Thema, bei Schulleitungen, bei Lehrkräften, an Schulämtern.

00:02:24: Also ich kriege es wirklich an allen Ecken und Enden immer wieder mit und... Wenn man sich dann anschaut, woher das eigentlich kommt, muss man sagen, wir haben jetzt jahrelang so eine additive Strategie gefahren.

00:02:39: Also jeder Herausforderung ist mit einem Zusatz begegnet worden.

00:02:44: Also sobald irgendwas gibt, sei es Migration, Inklusion, es gibt immer wieder neue Projekte, neue Schulprogramme und das macht in vielen Teilen sicherlich sind, aber man merkt dann auch, viele Dinge überschneiden sich einfach komplett.

00:03:05: Und vor allem, wir haben so viel angehäuft, dass wir jetzt irgendwann auch mal wieder systematisch entrumpeln müssten.

00:03:13: Also wir müssen einfach schauen, was aus den letzten Jahren ist da, was wir gar nicht mehr nutzen, was wir nur noch so mitziehen.

00:03:22: gerade am Beispiel auch Präventionsprogramme, was ist vielleicht schon wieder ganz neu aufgelegt und überschneidet sich zu so einem großen Teil, dass wir das alte einfach auch gut loslassen können.

00:03:32: Und Idee ist, wenn wir das alles reduziert und neu organisiert haben, dann ist ja der Zugriff auf die einzelnen Dinge wieder leichter und klarer.

00:03:42: Also im Idealfall sind nur noch die Dinge auf unserem imaginären Schreibtisch, die auch wirklich funktionieren und Wirkung haben.

00:03:51: Das ist so die Grundidee.

00:03:52: Also umgekehrt gedacht, wir verändern all das, was keine Wirkung hat auf eine systematische, subtraktive Weise und auch auf der Basis echter Evidenz und dann im Idealfall Ressourcenschonung mit Qualitätssteigerung zu verbinden.

00:04:09: Also, okay, ich glaube, das müssen wir gleich mal noch ein bisschen aufdröseln.

00:04:16: Du wolltest, glaube ich, den Satz noch zu Ende bringen, ne?

00:04:18: Ja, ich wollte nochmal, ich wollte tatsächlich nochmal ein bisschen erklären.

00:04:22: Also ein Motto ist besser weniger, dafür weniger besser.

00:04:26: Also

00:04:27: besser weniger, dafür weniger besser.

00:04:31: Also ich mache weniger und achte aber darauf, dass das wenige, was ich mache, dann von guter Qualität ist.

00:04:37: Genau.

00:04:38: Und von guter Wirkung.

00:04:40: Und von guter Wirkung.

00:04:42: Ja, also ich finde mich ja total wieder in dem, was du gerade gesagt hast, dieses Bild mit dem übervollen Schreibtisch.

00:04:48: Und da höre ich dann eben auch schon ganz viele Kolleginnen und Kollegen einschließlich mich selbst, als ich noch in der Schule war, diesen Satz sagen, oh, nicht schon wieder neues Konzept.

00:04:59: Ach, was haben die sich denn da von da oben schon wieder neues ausgedacht, ne?

00:05:03: Und wieder wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben.

00:05:06: Und was man dann eben alles so sagt in den Lehrerzimmern.

00:05:10: Und das ist ja nicht nur so ein Gefühl, was wir haben, sondern es ist ja tatsächlich, dass Schule mit Konzepten und Plänen und Verordnungen überfrachtet ist.

00:05:20: Du hast gerade schon einige Beispiele genannt.

00:05:22: Mir fällt dann direkt so was ein, wie dann gibt es wieder neue Iglu-Ergebnisse und dann heißt es auf einmal, oh, jetzt brauchen wir aber auf jeden Fall die Lesezeit und so weiter.

00:05:31: Und man denkt immer, wo soll das alles noch hinpassen?

00:05:35: Du wirst bestimmt gleich noch genauer auch Beispiele bringen.

00:05:39: Und ich wüsste auch gerne, bezieht sich das auch so auf meinen Alltag, auf meinen ganz persönlichen Alltag in der Schule.

00:05:47: Also geht es jetzt nur um die großen Konzepte, die vom Ministerium oder vom Schulamt kommen.

00:05:52: oder kann man da auch so als einzelne Schule drauf gucken, was können wir deimplementieren in unseren Vorhaben?

00:05:59: Ist das auch ein Ziel?

00:06:01: Also grundsätzlich ist Deimplementierung auf drei Ebenen möglich.

00:06:05: Also natürlich auf dieser ganz großen Ebene, wo man dann im Bereich Ministerium, Schulaufsicht denkt, auf einer Schulebene als Schulentwicklungsprozess, wo man sich mal wirklich als Schule anschaut, was ist alles bei uns da, womit verbringen unsere Lehrkräfte ihre Arbeitszeit, welche Tätigkeiten können wir vielleicht streichen oder irgendwie effizienter gestalten.

00:06:27: Und das ist aber, und das ist das Tolle daran, letztlich auch auf Indie... Ebenen möglich.

00:06:32: Also ich kann mich auch wirklich selbst um meine lehrkräftige Gesundheit kümmern und selber ansetzen, völlig unabhängig davon, ob meine Schule da jetzt mitzieht und mir mal wirklich selbst anschauen, was tue ich so in meinem beruflichen Alltag und was davon kann vielleicht einfach weg oder was kann ich irgendwie anders gestalten.

00:06:55: So dass ich am Ende im Idealfall Zeitgewinn für das, was wichtig ist.

00:07:00: Das kann sein, dass ich den Beziehungsaufbau mit meinen Schülerinnen und Schülern vielleicht wieder mehr in den Fokus nehmen möchte.

00:07:07: Das kann aber auch sein, dass ich einfach total viele Überstunden mache und die gerne abbauen möchte und einfach wieder mehr Zeit auch für mich haben will und eine bessere Balance.

00:07:18: Ja, das gefällt mir gut, dass es wirklich auch verschiedenen Ebenen gedacht werden kann, weil es kann ja auch sein, dass ich in einer Schule bin, wo es heißt, nee, also damit fangen wir jetzt aber gar nicht mal an.

00:07:30: Und dann stehst du vielleicht am Ende dieses Podcast hier und denkst, na, was soll ich jetzt mit Deimplementierung anfangen?

00:07:37: Also wir werden auf jeden Fall auch nachher noch über Ideen sprechen, wie ich als einzelne Person mich um mich selbst kümmern kann, was wegzulassen.

00:07:45: Aber lass uns nochmal an den Anfang zurückgehen.

00:07:47: Also, was weglassen, das klingt ja erstmal ganz einfach.

00:07:55: Ist es aber nicht, weil es geht ja nicht darum, einfach was wegzulassen.

00:07:59: Wo ich denke, auch darauf habe ich jetzt keine Lust mehr, das ist mir zu viel, sondern das Ganze wird ja auch sehr systematisch angegangen und vielleicht kannst du dazu mal noch ein paar Sätze sagen.

00:08:13: Ja, genau.

00:08:13: Also letztendlich stammt die Idee der Deimplementierung aus der Medizin, weil auch da ihre Ressourcen knappheitbar.

00:08:22: Und man hat sich eben überlegt, wie können wir mit den Ressourcen verantwortungsbewusster umgehen?

00:08:28: Also wie können wir Dinge streichen, die letztlich keine Wirkung haben, also zum Beispiel die Verschreibung von Medikamenten oder bestimmte Pflegeschritte, die eigentlich sich gar nicht auf die Gesundheit positiv auswirken und dafür dann wieder reinvestieren.

00:08:44: in das, was eigentlich gesundheitsförderlich ist.

00:08:48: Und genauso kann man das auf dem schulischen Bereich auch übertragen.

00:08:51: Also wir wollen ja, dass unsere Schülerinnen und Schüler gut in unseren Schulen lernen können und müssen deshalb wieder ganz gezielt drauf schauen.

00:09:03: Was sind unsere Ziele für die ganz spezifische Tätigkeit?

00:09:08: Was wollen wir damit erreichen bei unseren Schülerinnen und Schülern und dann prüfen, erreichen wir das tatsächlich oder eben nicht und dann mit den Ressourcen insofern verantwortungsbewusst umgehen, dass wir die nur in Dinge investieren.

00:09:22: die dann auch Wirkung zeigen.

00:09:24: Und das fehlt bei uns tatsächlich noch ganz stark.

00:09:27: Also wir machen ganz viele Dinge und überprüfen eigentlich nicht deren Wirksamkeit.

00:09:32: Und

00:09:33: was noch dazu kommt, wir haben tatsächlich über die letzten Jahrzehnte im Bereich Bildungsforschung sehr, sehr viele Sachen Studienergebnisse, auf die wir auch zurückgreifen könnten.

00:09:43: Aber und das stellen wir jetzt wieder ganz stark fest, keiner kennt sie.

00:09:47: Also wir greifen auch auf solche Dinge noch viel zu wenig zurück und ganz individuell an den Schulen vor Ort oder bei den einzelnen Lehrkräften.

00:09:57: wir nutzen auch viel weg noch viel zu wenig.

00:10:00: Wir holen uns keine Rückmeldungen über bestimmte Dinge und da gäbe es noch so viele Möglichkeiten gerade jetzt durch diese ganzen digitalen Geschichten mit Apps und so, wie wir uns Informationen holen könnten, ob wir an das Ziel gelangen, an das wir gelangen wollen oder eben nicht.

00:10:20: Das bedeutet dann eben strukturiert in diesem Zusammenhang.

00:10:23: Also wir versuchen, Dinge subtraktiv anzugehen, strukturiert und auf der Basis von Evidenz.

00:10:32: Und das finde ich jetzt auch mal ganz wichtig allen Kritikern und Kritikerinnen, das auf jeden Fall im Gegend zu halten, die sagen auch, also so einfach können wir es uns ja nicht machen, einfach irgendwas weglassen.

00:10:42: Nee, darum geht es ja auch nicht, sondern eben wirklich zu überprüfen, was bringt eine Wirkung und wie kann ich mit möglichst wenig Einsatz.

00:10:50: eine maximale Wirkung erreichen und lass es uns doch jetzt mal konkret machen.

00:10:54: Ich weiß ja nicht, was so dein Lieblingsbeispiel ist, wenn du Vorträge oder Seminare zu dem Thema gibst.

00:11:01: Ich hätte gerne was, was auch gut passt für Grundschullehrkräfte.

00:11:06: Hast du da was im Petto?

00:11:09: Da habe ich tatsächlich was.

00:11:12: immer gleich zu großem Aufschrei und Irritationen führt.

00:11:16: Und zwar gibt es eine Metastudie von Kupa und Kolleginnen und Kollegen aus dem Jahr, die besagt.

00:11:24: Hausaufgaben in der Grundschule haben nur eine sehr geringe Wirkung auf das Lernen.

00:11:30: Oh mein Gott!

00:11:32: Eine

00:11:32: sehr geringe bis gar keine.

00:11:37: Also das heißt im Prinzip den erwünschten Übungseffekt, Erzielen mir mit den Hausaufgaben gar nicht.

00:11:45: Und ich habe dann mal eine nicht repräsentative Umfrage bei so ein paar Lehrkräften durchgeführt in der Veranstaltung und habe gefragt bei Grundschullehrkräften, wie viel Zeit wendet ihr denn auch für Hausaufgaben pro Woche?

00:12:00: so ganz grob geschätzt?

00:12:03: Und da muss man ja auch bedenken Vorbereitungen.

00:12:06: Ich muss mir überlegen, welche Hausaufgaben bestelle ich?

00:12:08: Ich muss vielleicht Arbeitsblätter kopieren.

00:12:11: oder irgendwo hochladen.

00:12:13: Ich muss im Unterricht die Hausaufgaben erst mal erklären.

00:12:18: Ich muss letztendlich sie dann korrigieren in der Regel.

00:12:21: Ich muss sie einsammeln und ich muss vielleicht auch ganz viele Sanktionen ausüben, wenn die Hausaufgaben nicht zurückkommen.

00:12:29: Also ich bin unter Umständen ja wahnsinnig lang mit diesem Thema beschäftigt.

00:12:33: Und sie meinten dann, na ja, pro Woche vielleicht im Schnitt fünf Stunden.

00:12:38: Ich halte das für eine realistische Zahl.

00:12:41: Und fünf Stunden pro Grundschullehrkraft pro Woche.

00:12:47: eine Mega-Ressource eigentlich.

00:12:49: Und dann stellen wir wieder gegenüber, nur begrenzte bis gar keine Wirkung auf das Lernen.

00:12:55: Und dann müssen wir uns natürlich fragen, warum tun wir das?

00:13:00: Ja, weil wir es immer so gemacht haben,

00:13:02: weil

00:13:02: wir das irgendwo so gelernt haben oder weil wir Schule so erlebt haben, als wir selber in der Schule waren.

00:13:10: Oder was fallen dir noch für Gründe ein?

00:13:12: Warum tun wir das?

00:13:13: Ja, also das sind wirklich schon ganz, ganz wichtige Punkte, die du ansprichst.

00:13:18: Also, es gibt wirklich ganz grundlegend Zone Tendenz von Menschen, Probleme immer.

00:13:27: additiv zu lösen.

00:13:28: Also wir denken irgendwie gar nicht dran, dass wir mal was weglassen könnten.

00:13:31: Dazu müssen wir uns wirklich ganz gezielt zwingen.

00:13:35: Also da gibt es sogar auch Studien dazu, wo Leute problemlose Aufgaben bekommen haben und sich rausgestellt hat, okay, da ging es zum Beispiel um so einen Lego-Aufbau.

00:13:45: Einfach ein Stein wegnehmen, um das Ganze stabiler zu machen, war den meisten Leuten fairen, sondern sie haben immer versucht, noch Säulen dazu zu bauen.

00:13:53: Also das heißt ganz grundsätzlich, ist es menschlich additiv zu denken.

00:13:58: Aber wie du jetzt schon ganz richtig sagst, gibt es auch noch Aspekte, die unsere Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit beeinträchtigen, die noch darüber hinausgehen.

00:14:10: Also zum Beispiel Angst, Scham, Schuld.

00:14:14: Also das ist das, wo es jetzt auch schon ein bisschen in die Richtung ging.

00:14:17: Also was wären die Eltern, was wären die Kollegen, was wird der Chef sagen, wenn ich das einfach anders mache?

00:14:25: Es gibt auch noch so einen Aspekt, wir wollen zum Beispiel kognitive Dissonanz vermeiden.

00:14:30: Also das heißt, Widersprüche in unserem Kopf wollen wir möglichst vermeiden und auflösen.

00:14:38: Deshalb nehmen wir auch ganz gefiltert wahr.

00:14:41: Also wir nehmen dann vielleicht viel Überhöhter war, dass ein Kind jetzt durch eine Übungsaufgabe nach vorne gekommen ist und sie in die zehn anderen Kinder nicht, denen die Hausaufgabe zum Beispiel dabei zu bleiben, überhaupt nichts gebracht hat.

00:14:59: Also selektive Wahrnehmung im Sinne unserer Glaubenssätze.

00:15:04: Und so ein

00:15:05: Glaubenssatz könnte ja auch sein, so nach meiner Erfahrung sind aber Hausaufgaben total sinnvoll.

00:15:11: Genau, das ist so der klassische Spruch, den man dann auch wieder hört, wenn man dieses Thema vorstellt.

00:15:19: Und letztendlich gibt es auch noch so ein Punkt, wir lassen auch Dinge ungern los, in die wir schon viel Zeit investiert haben.

00:15:29: Also, wenn ich natürlich schon fünfzehn Jahre lang so viel Zeit in Hausaufgaben investiert habe, fällt es mir absolut schwer zu sagen, das war alles für nix.

00:15:39: Das stimmt.

00:15:40: Ja, das ist ja so ein Phänomen, was man auch aus anderen Bereichen kennt.

00:15:44: Wenn man irgendwo schon ganz viel Geld investiert hat, zum Beispiel in ein Auto oder was was auch immer, dass man dann sagt, nee, also jetzt kann ich es aber nicht loslassen, weil jetzt habe ich das schon so viel Geld da reingesteckt und mit Arbeitszeit und Energie ist es dann wahrscheinlich ganz ähnlich.

00:15:58: Dieses Konzept, wie wir uns verhalten.

00:16:01: Ja, Barbara, lass es uns doch mal konkret machen.

00:16:04: Jetzt stelle ich mir gerade vor, meine Schulleiterin hat bei dir eine Fortbildung besucht oder hat dein tolles Buch gelesen über die Deimplementierung, was du mit deinem Kollegen gemeinsam geschrieben hast.

00:16:16: So, und dann kommt meine Schulleiterin nach den Sommerferien und sagt, bis da was, liebe Leute, mir ist klar geworden, wir müssen jetzt mal über das Thema Hausaufgaben sprechen, ob wir daran was ändern können.

00:16:28: Und ihr habt ja in eurem Buch so ein bestimmtes Konzept vorgestellt, dieses Rastkonzept, wie man dann eben vorgehen kann, wenn man sich jetzt einen Baustein rauspickt und schaut, wie können wir das entlasten?

00:16:42: Vielleicht magst du das mal vorstellen, wie man da vorgehen kann.

00:16:46: Genau, also es geht ja nicht immer nur drum.

00:16:51: Dinge zu stoppen.

00:16:52: Also das wäre in diesem Rastschema unser S. Es wäre natürlich möglich zu deimplementieren, indem er irgendwas völlig abschafft.

00:17:01: Ersatzlos streichen.

00:17:02: Ersatzlos streichen, genau.

00:17:05: Aber... Darüber hinaus gibt es eben noch andere Möglichkeiten.

00:17:09: Also wenn wir jetzt uns dieses Ehre anschauen, das wäre zum Beispiel die Reduktion.

00:17:12: Wir können ja einfach auch mal sagen, und das macht es ja manchmal auch leichter, wenn wir so ein Experiment starten, dass wir zum Beispiel Hausaufgaben reduzieren, dass wir Hausaufgaben freie Wochen, Hausaufgaben freie Tage machen oder einfach grundsätzlich uns auf eine Hausaufgabe pro Tag beschränken, um nicht diesen ganz großen Cut zum Beispiel zu machen.

00:17:32: Dann hat man vielleicht auch die Eltern besser im Buch.

00:17:37: Kolleginnen und Kollegen fällt es leichter, weil man sich noch nicht so grundsätzlich umstellen muss, was auch möglich wäre.

00:17:46: Und da muss man sich dann wirklich ganz gezielt anschauen, was möchte ich mit diesen Hausaufgaben erreichen.

00:17:55: Man könnte auch – und da sind wir beim Tee zum Beispiel – das Ganze in der sinnvolleren Tätigkeit.

00:18:03: transformieren oder in der effizientere Tätigkeit, sage ich mal.

00:18:07: Ich könnte zum Beispiel Hausaufgaben stellen über bestimmte Apps, wo ich dann eine automatische Korrektur habe und ich als Lehrkraft vielleicht auch noch reinschauen kann, wie war der Übungseffekt, aber ich nicht mehr selber kontrollieren und anstreichen und einsammeln muss.

00:18:25: Oder ich kann auch Das Ganze durch eine wirkungsvollere Methode austauschen.

00:18:31: Da sind wir dann dran.

00:18:34: Ich kann zum Beispiel mir solche Sachen anschauen, wie flippt Classroom oder so, wo ich einfach sage, okay, den Übungseffekt kriege ich besser im Unterricht hin, weil ich da auch die Kinder dann individueller fördern kann.

00:18:47: Und dafür mache ich als Hausaufgabe irgendein Input-Video.

00:18:54: Verlagere diese Instruktionsphasen aus dem Unterricht in den Nachmittag, mehr Möglichkeit.

00:19:00: Auch das muss man dann natürlich wieder auf seine Wirkung prüfen.

00:19:03: Aber auch dazu gibt es zum Beispiel schon wieder Studien.

00:19:06: Also ich darf im Prinzip mal alles zulassen.

00:19:09: Ich muss nicht immer komplett streichen, sondern ich habe auch ganz viele Möglichkeiten, das zu verändern.

00:19:15: Also ich fasse jetzt nochmal zusammen.

00:19:17: Rast steht also für entweder reduzieren, oder austauschen, stoppen, transformieren.

00:19:27: Das wären so Möglichkeiten, die ich habe, wenn ich mir irgendwas vorknöpfe aus dem Schulalltag, wo ich sage, das könnten wir doch mal uns anschauen, ob das wirklich sinnvoll und vor allem auch wirkungsvoll ist, was wir da machen.

00:19:39: Genau.

00:19:42: Und ich hänge gerade immer noch daran fest, dass du gesagt hast, Mensch, wir haben so viele Erkenntnisse aus der Bildungsforschung, die in der Schule noch gar nicht wirklich angekommen sind.

00:19:52: Ich erinnere mich zum Beispiel in eurem Buch an einen Part, wo es auch darum ging, das Korrekturen, ja, ein Siebtel der Arbeitszeit ausmachen von Lehrkräften.

00:20:03: Und da war so eine Zahl wie zwei Millionen Arbeitsstunden pro Jahr werden da rein investiert, aber der Effekt ist ja gar nicht so, wie wir uns das vorstellen.

00:20:15: Mir versagt gerade die Stimme, ich muss es gerade nochmal sagen.

00:20:19: Aber der Effekt, den Korrekturen haben, der ist ja gar nicht so, wie wir uns das vorstellen bei diesem Arbeitseinsatz.

00:20:27: Ja, also da muss man auch wieder ein bisschen differenzieren.

00:20:30: Da gibt es eine recht Aussage, kräftige Studie, die bezieht sich allerdings auf Sprachfächer in der Sekundarstufe, also die Korrektur von Übungsaufsetzen für Sprachfächer in der Sekundarstufe.

00:20:42: Ich denke, gerade im Grundschulbereich sind wir bei den Korrekturen noch ganz anders aufgestellt.

00:20:46: Das sind bestimmte Dinge einfach noch notwendig.

00:20:50: Aber das ist tatsächlich so ein Faktor, der, finde ich, nicht nur in der Studie belegt ist, sondern eigentlich auch so ein bisschen dem gesunden Menschenverstand entspricht.

00:21:02: Wenn man sich vorstellt, ein Lehrer korrigiert im Fach Englisch, siebte Klasse, einen Übungsaufsatz und korrigiert jedes falsch geschriebene Wort.

00:21:12: Der Schüler kriegt den Aufsatz völlig rot zurück.

00:21:16: Der hat keine Lust mehr sich diese einzelnen Fehler.

00:21:19: durchzuschauen.

00:21:20: Und da kamen tatsächlich einzelne Studien dieser Metastudie sogar zu dem Schluss, dass es lernenhinderlich sogar ist.

00:21:28: Also die haben sogar einen Rückschritt im Lernen gemacht, diese Art der Korrektur.

00:21:33: Und stattdessen empfiehlt sich vielmehr, dass man zum Beispiel Hinweise gibt zu bestimmten Abschnitten.

00:21:42: Schau dir mal, Zeile sowieso bis sowieso an und unter überprüfen nochmal auf die richtige Rechtschreibung oder in Zeile sowieso ist ein grammatikalisches Problem.

00:21:55: Also das wieder viel mehr ja zu umschreiben, wo vielleicht Fehlerquellen sind, aber nicht alles rot anstreichen.

00:22:05: Und genau das ist das, was aber ganz, ganz viel Zeit braucht.

00:22:12: und wirklich viele Ressourcen bindet.

00:22:15: Und wenn wir dann bei diesem Thema Rückmeldungen sind, dann könnte die ja heutzutage auch zum Beispiel über eine Sprachaufnahme funktionieren.

00:22:24: Also das ist ja auch was, was ich nicht alles dann handschriftlich oder mit dem Computer getippt beilegen muss, sondern ich kann meinen Schülerinnen und Schülern das ja auch einfach aufsprechen.

00:22:33: Geht viel schneller, ist vielleicht auch sympathischer.

00:22:38: Das macht mein Zuhund grad sein Rollo hoch.

00:22:41: Hast du's gehört?

00:22:42: Hab

00:22:42: ich nicht gehört.

00:22:45: Guten Morgen, nach nebenan.

00:22:48: Ist vielleicht wie sympathischer, hast du gesagt, wenn ich das als Sprachnachricht aufspreche?

00:22:53: Genau.

00:22:54: Das ist vielleicht auch viel sympathischer.

00:22:57: Und ich kann da ja als Lehrkraft auch noch mal über die Stimme viel mehr Beziehung herstellen, als... in dem geschriebenen Text.

00:23:09: Also deswegen, glaube ich, sind es alles zu Win-win-Geschichten, wo wir uns einfach nur erlauben müssten, mal auch anders, anders zu denken.

00:23:19: Das habe ich auch gerade gedacht.

00:23:20: Also wirklich mal so ein bisschen um die Ecke denken.

00:23:23: und bei den Korrekturen, wie du jetzt darüber sprichst, sind mir so zwei Gedanken dazu gekommen.

00:23:27: Einerseits, ja, dass es ja nicht darum geht, jetzt Korrekturen auf einmal komplett wegzulassen, sondern nochmal drüber nachzudenken.

00:23:35: was genau macht da Sinn?

00:23:37: Also wie korrigiere ich, was korrigiere ich?

00:23:41: Und was sich ja auch ändert, ist tatsächlich so dieser Blick auf die Schülerinnen und Schüler.

00:23:48: Und es stärkt nicht nur die Beziehung, finde ich, wenn ich so eine Art von Feedback oder Korrektur gebe, sondern gleichzeitig lernen ja auch.

00:23:58: die Kinder und Jugendlichen.

00:23:59: Ah, so kann ich mit dem Fehler umgehen.

00:24:02: Wenn ich jetzt ganz gezielte Hinweise bekomme, guck dir das noch mal an.

00:24:06: Und dasselbe finde ich gilt auch für die Hausaufgaben.

00:24:08: Also wie du gerade über Hausaufgaben gesprochen hast, habe ich eben auch dran gedacht, was das oft in Elternhäusern, in Familien für ein Krampf ist mit den Hausaufgaben und mit Korrekturen ja genauso.

00:24:20: Wenn das Kind mit einer korrigierten Arbeit nach Hause kommt und alles ist rot, Katastrophe.

00:24:27: Wenn dann Arbeiten anders zurückgegeben werden, wenn Hausaufgaben anders gestellt werden, das stärkt ja auch wieder die Beziehung zwischen Eltern und Schule, zwischen Kindern und Schule.

00:24:40: Auch den Effekt finde ich noch mal ganz wichtig.

00:24:43: Absolut.

00:24:45: Auf jeden Fall.

00:24:50: Ich hänge jetzt gerade so ein bisschen.

00:24:56: Ich schau mal gerade auch noch.

00:24:58: Was ich noch nicht unterbekommen habe.

00:25:00: Also

00:25:00: ich würde so gerne noch mit dir darüber sprechen, auch über so alltägliche Sachen, die wir halt in Schulen so machen, so was wie zum Beispiel der Tag der offenen Tür.

00:25:13: Das ist mir so im Kopf geblieben aus eurem Buch.

00:25:19: können wir über sowas vielleicht noch sprechen, weil das ist ja auch für viele was, was dann eben jetzt nichts mit der Unterrichtstätigkeit an sich zu tun hat, aber was ja auch häufig als wahnsinnige Belastung empfunden wird.

00:25:30: Es ist so drum herum, noch was on top.

00:25:32: Und dann auf einmal erklärt ihr in dem Buch, na ja, vielleicht braucht es ja auch gar nicht.

00:25:37: Ja.

00:25:37: Ja, okay.

00:25:38: Dann würde ich da jetzt nochmal einen Anlauf nehmen, wenn du dafür bereit bist.

00:25:42: Sehr gerne.

00:25:46: Ja, jetzt haben wir ja neben Hausaufgaben und Korrekturen haben wir jetzt ja schon einiges besprochen, was so direkt mit der Unterrichtstätigkeit zusammenhängt.

00:25:56: Und in eurem Buch sprecht ihr aber eben auch Aspekte an, die so drum herum noch laufen, also außerunterrichtliche Aufgaben und Verpflichtungen.

00:26:06: Und eine Sache, die ihr da als Thema aufgreift, ist der Tag der offenen Tür.

00:26:12: Den könnte man sich ja auch mal genauer anschauen.

00:26:15: Und vielleicht magst du dazu mal ein bisschen sagen, wie das gehen könnte.

00:26:19: Ja, das ist tatsächlich auch immer so ein Beispiel, das ich gerne bringe, weil ich wirklich Gymnasien kenne.

00:26:26: Auch direkt hier bei uns, die jedes Jahr massivhaft Schülerinnen und Schüler ablehnen müssen, weil sie nicht genug Plätze zur Aufnahme haben.

00:26:38: Aber jedes Jahr wieder einen Tag der offenen Tür veranstalten.

00:26:43: um der Stadt zu präsentieren oder den Bürgern der Stadt zu präsentieren, den Interessierten, was sie für ein tolles Angebot haben.

00:26:52: Zum einen natürlich verstehe, weil man möchte sich ja auch mal präsentieren, aber eigentlich ist der Tag der offenen Tür ja dafür gedacht, dass sich die zukünftigen Fünfklässerinnen und Fünfklässler für ein Gymnasium entscheiden und sich anschauen, was wird, wo geboten.

00:27:07: Und wenn ich natürlich von vornherein weiß, ich muss gar keine Schüler anwerben, ich muss ganz viele ablehnen, dann finde ich das natürlich in der Form schwierig.

00:27:17: Und es führt dann eigentlich zu mehr Frust.

00:27:21: Auf allen Seiten, als zu dem Erfolge, also zu dem Ziel, das eigentlich mir auch gar nicht wirklich ganz klar ist.

00:27:29: Und das ist eben auch der Punkt.

00:27:30: Man muss dann manchmal schauen, welche Ziele stehen denn eigentlich dahinter?

00:27:34: Weil das Ziel des Anwerbens von Schülerinnen, wovor man jetzt ausgehen würde, ist es ja nicht oder kann es eigentlich nicht zeigen.

00:27:40: Aber was

00:27:40: ist es denn dann?

00:27:42: Genau, was ist es denn dann?

00:27:43: Und das wäre dann die Frage.

00:27:44: Und da muss man dann auch ganz ehrlich zu sich sein und mal nachschauen und mal wirklich überprüfen und überlegen, warum machen wir das?

00:27:52: Vielleicht auch sich wirklich mit dem Kollegium zusammensetzen.

00:27:57: Gab es da früher mal irgendwelche Ziele?

00:27:59: Haben wir das Gefühl, wir müssen das so machen, weil es alle so machen?

00:28:03: Haben wir das Gefühl, wir brauchen irgendwo mal die Chance zu präsentieren, was wir alles Tolles machen?

00:28:09: Wer die Möglichkeit ist, aber vielleicht ja auch in den Schuh... fest zu integrieren, dann hätten wir schon bloß einen Termin und nicht zwei.

00:28:16: Es wäre eine Entlastung.

00:28:18: Also lauter solche Geschichten und dieses dahinter die Kulissen schauen.

00:28:23: Wer hat das eingeführt?

00:28:25: mit welchem Ziel?

00:28:26: Ist das Ziel noch gültig?

00:28:27: Welches Ziel haben wir heute?

00:28:30: Welche Bedürfnisse führen dazu, dass wir das immer noch tun?

00:28:34: Das ist die komplette Schwierigkeit an der Deimplementierung, weil da müssen wir unglaublich ehrlich mit uns selbst sein.

00:28:42: Und da empfehle ich auch in grad kniffligen Fällen, wo man merkt, man kommt.

00:28:47: individuell an seine Grenzen oder auch als Schule, sich vielleicht echt Verstärkung von außen zu holen.

00:28:53: Also Supervisorinnen und Supervisoren zum Beispiel, die da mal mit einem Blick von außen drauf schauen und vielleicht einen auf das eine oder andere stoßen, was man selber gar nicht mehr sehen kann.

00:29:06: Ja, ich glaube auch, dass wir da alle ganz schön betriebsblind werden können.

00:29:11: Und dann sind es eben auch wirklich häufig so diese lieb gewonnenen oder vielleicht auch verhassten Traditionen.

00:29:19: Und das Motto, das haben wir immer schon so gemacht und es wird gar nicht mehr genauer überprüft.

00:29:24: Und mir viel gerade so ein Spruch ein, weil du ja auch Entrümpeln gesagt hast.

00:29:28: Vielmehr Marie Kondo ein, die Aufräumexpertin.

00:29:32: Ich weiß nicht, ob du die kennst.

00:29:33: Und

00:29:34: die sagt beim Entrümpeln immer.

00:29:37: Man soll nicht, wenn man jetzt Dinge weggibt, man soll eben nicht darauf schauen, wer war ich mal, so an den Erinnerungen festhängen, sondern immer in die Zukunft.

00:29:46: Wer möchte ich denn in Zukunft sein?

00:29:48: Und danach entscheiden, welche Dinge behalt ich und was kann weg?

00:29:52: Ja, ja.

00:29:53: Und genau, wer möchte ich sein und was möchte ich erreichen?

00:29:56: Also, das ist eigentlich so eine ganz gute Leitlinie.

00:29:59: Was möchte ich eigentlich erreichen?

00:30:01: Also, worum geht es mir letztendlich?

00:30:03: Genau.

00:30:04: Und nicht, wie war Schule Mal?

00:30:06: Wie war unsere Schule Mal?

00:30:07: Was hatten wir für Traditionen?

00:30:09: Also, ich bin jetzt auch nicht dafür, sofort alles auf den Müll zu schmeißen, um Gottes Willen.

00:30:13: Traditionen haben bestimmt auch ihre Berechtigung, aber die dürfen dann auch mal so mit Blick auf die Zukunft überprüft werden.

00:30:19: Vor allem.

00:30:20: Wo ja auch alle sich wirklich beschweren und sagen, Mensch, jetzt kommt auch das noch on top und dann ist noch ein Schulfest und dann müssen wir die Weihnachtsfeier gestalten und dann sind noch Klassenfahrten und dieses Ganze drum herum wird ja auch immer größer.

00:30:34: Genau.

00:30:35: Und ich habe zum Beispiel auch von Schulleitungen gehört, die wollten bestimmte Dinge abschaffen und dann hieß es von Seiten der Lehrkräfte, nein, wir wollen das weitermachen.

00:30:44: Das ist ja so nett.

00:30:46: Und da habe ich dann auch gesagt, na ja, dann müsst man noch mal schauen, was ist das Bedürfnis hinter dem so nett, was daran ist so nett, weil man besser in Beziehung zu Kindern und Eltern kommt.

00:30:57: oder was ist das Bedürfnis und können wir das dann vielleicht auch auf anderem Weg viel klarer erreichen, als durch zum Beispiel eine außerschulische Sportveranstaltung, wo die Lehrkräfte am Samstag dann nochmal anrücken müssen.

00:31:11: Da gäbe es vielleicht einfach andere Möglichkeiten.

00:31:15: dieses Bedürfnis hinter dem Sonnet auch in den thulischen Alltag zu integrieren, ohne zusätzliche Ressourcen zu binden.

00:31:23: Also es ist wirklich immer ein Hinter die Kulissen schauen.

00:31:27: Was sind die Ziele, was sind die Bedürfnisse?

00:31:29: und ehrlich mit sich sein?

00:31:32: Das finde ich richtig gut, die Bedürfnisse auch aufzugreifen, weil ich bin ja nun mal auch als ganzer Mensch in der Schule.

00:31:37: Und ja klar, ich möchte auch gerne Kontakte pflegen zu meinen Kolleginnen und Kollegen, aber auch zu Eltern und zu den Kindern.

00:31:45: Und in welchem Rahmen kann ich das machen, ohne dass ich das Gefühl habe, boah, da werden ja schon wieder meine Energiereserven angezapft.

00:31:54: Und lass uns doch mal... weil wir es ja am Anfang schon so angerissen hatten, lass uns doch mal schauen, wenn ich jetzt als einzelne Lehrerin sage, oh ja, dieser übervolle Schreibtisch, ich kann ja kaum noch die Arbeitsfläche sehen.

00:32:07: Ich möchte jetzt auch mal de-implementieren.

00:32:10: Hast du da ein Tipp, eine Erfahrung aus deiner Praxis, wie ich da am sinnvollsten starten kann?

00:32:18: Also ich empfehle eigentlich immer mal zwei Wochen lang mitzuschreiben, was man eigentlich so tut.

00:32:29: Also beruflich.

00:32:30: Ja, klar.

00:32:31: Welche Tätigkeiten habe ich?

00:32:32: Wie viel Zeit nehmen die in Anspruch?

00:32:34: Da muss man vielleicht auch nochmal so differenzieren.

00:32:36: Der erste Schritt wäre vielleicht auch mal so dieses Ziel klarzukriegen.

00:32:40: Also wenn es eben darum geht, ich möchte einfach wieder mehr Freizeit haben, weil ich total viele Überstunden mache, muss man sich im Prinzip Ziel gerichtet mal diese ganzen außerunterrichtlichen Aktivitäten ansehen, weil ich meinen Unterricht muss ich halten, da kann ich jetzt zeitliche Ressourcen erstmal nicht gewinnen.

00:32:59: Wenn ich zum Ziel habe, habe ich vorher schon als Beispiel gebracht, ich möchte mehr Gelegenheiten, um mit meinen Schülern in Beziehung kommen zu können, dann muss ich mir vielleicht die Aktivitäten während des Unterrichts anschauen.

00:33:15: In der Regel, denke ich, ist erstes mal zentrales Thema und dann bedeutet das, ich schreibe mir meine kompletten Aussage.

00:33:23: Unterrichtlichen Aktivitäten mal zwei Wochen lang auf.

00:33:27: Ich leg mir wirklich einen Zettel auf meinen Schreibtisch und schreibe so und so viel Minuten dafür, so und so viel Minuten dafür.

00:33:34: Rechne mir das mal über zwei Wochen zusammen und schau, okay, wo sind jetzt die Felder, wo ich wirklich viel zeitliche Ressourcen investiere?

00:33:45: Und in der Regel wird es irgendwie die Unterrichtsvorbereitung sein.

00:33:50: vermute ich, können aber auch z.B.

00:33:52: Elternkontakte sein.

00:33:53: Ich

00:33:54: denke, ich auch gerade Mails zu antworten.

00:33:57: Genau.

00:33:57: Und dann muss ich eben in die Überlegung gehen allein oder in Abfrache mit Kollegen oder auch durch vielleicht eine Supervision oder ein Coaching, dass ich aufsuche.

00:34:11: Was gäbe es denn da für Möglichkeiten?

00:34:13: Welche Möglichkeiten sehen vielleicht auch andere für mich in bestimmten Punkten effizienter letztendlich zu sein, ohne dass meine Arbeit an Qualität verliert?

00:34:23: Und da ist man ja dann ganz schnell bei so Themen wie, na ja, muss ich dieses Arbeitsblatt nochmal neu machen?

00:34:29: Oder macht es wirklich Sinn, mir hier nochmal was zu suchen?

00:34:32: Oder kann ich nicht vielleicht einfach die Unberichtsstunde so halten, wie ich sie letztes Jahr oder vor zwei Jahren auch gehalten habe?

00:34:39: Und da ist man schnell dann bei solchen Dingen, bei Themen wie Perfektionismus zum Beispiel auch.

00:34:47: Ja, es ist lernförderlich für meine Schüler, dass jedes Arbeitsblatt den gleichen Rahmen hat.

00:34:52: Sowas ist ein Klassiker.

00:34:56: Und wenn wir dann an so einen Punkt kommen, dann geht es natürlich auch wieder drum, okay.

00:35:02: Setzen wir jetzt einen Zeitrahmen und probieren mal ein bestimmtes Thema aus.

00:35:07: Zum Beispiel bestimmte Stellschrauben in meiner Unterrichtsvorbereitung zu drehen und macht das mal vier Wochen ganz mutig anders.

00:35:18: Reduzier mal die Hausaufgaben zum Beispiel auch für meine Schülerinnen und Schüler ganz mutig vier Wochen.

00:35:24: Und auch da haben wir ja unabhängig von unserer Schule ziemlich viel Spielraum.

00:35:28: am Ende doch.

00:35:30: Und schau dann, was passiert.

00:35:32: Das kann ich ja auch in ganz kleinen Schritten machen.

00:35:34: Genau.

00:35:36: Also das, was du jetzt gerade erzählst, das kenne ich gut aus dem Coaching.

00:35:40: Also ich fahre da im Grunde auch immer so einen doppelten Ansatz.

00:35:44: Also wenn sich dann jemand seinen Alltag anschaut, wie du es gerade beschrieben hast und dann feststellt, da sind ja bestimmte Sachen für die brauche ich ja unheimlich viel Zeit.

00:35:52: Und das möchte ich ja gar nicht.

00:35:53: Dann finde ich auch immer sinnvoll, einerseits so auf die organisatorische Ebene zu gucken.

00:35:57: Also vielleicht gibt es ja wirklich auch die Möglichkeit, dass ich manches strukturierter anpacke und mir da irgendwie ein System aneignet, was mir Zeit spart.

00:36:06: Das gibt es ja schon, solche Workflows, die einem dann durchaus helfen können, wenn man die einmal installiert hat.

00:36:13: Und das andere stelle ich auch immer wieder fest, sind dann auch eigene Ansprüche.

00:36:18: oder so, ich vergleich mich mit den anderen.

00:36:21: Und die anderen, die sind viel fleißiger oder die haben ihr Klassenzimmer viel schöner eingerichtet.

00:36:27: Das macht dann Druck.

00:36:28: Ich muss ja genauso sein.

00:36:31: Also, das sind auch oft Themen, die mir begegnen.

00:36:35: Und da gebe ich dir recht, da ist es manchmal gar nicht so leicht, alleine dran zu kommen, weil das so tiefsetzende Überzeugungen sind, die einen auch gewaltig stressen können, diese Denk- und Verhaltensmuster.

00:36:47: Und da sind wir auch nur bei so einem ganz wichtigen Punkt, den du ansprichst.

00:36:50: Und da appelliere ich jetzt vor allem an Schulleiterinnen und Schulleiter, die vielleicht einen Podcast hören.

00:36:57: Ja.

00:36:58: Das Problem, nämlich auch noch mal grundsätzlich in unserem System, ist die Qualität der Arbeit von Lehrkräften ist ganz schwer bestimmbar.

00:37:07: Das heißt, wir bedienen uns eigentlich seit Jahrzehnten eines Ersatzkriteriums, nämlich der Quantität.

00:37:14: Also es gibt immer Anreize und Belohnung für, ah, Sie haben sich aber viel Arbeit gemacht, da zeigt jemand großes Engagement.

00:37:27: große Mühe, zusätzliche Dinge.

00:37:32: Und es geht aber nie darum, ob diese viele Arbeit auch sinnvoll und verantwortungsbewusst investiert ist.

00:37:40: Also es geht nicht um Kompetenz, es geht nicht um Effizienz, es geht nicht um Wirkung und nicht um Qualität.

00:37:46: Ganz oft auch in in irgendwelchen Reden oder in irgendwelchen E-Mails, die verschickt werden.

00:37:54: Wenn man sich das mal genauer analysiert, es steckt immer drin.

00:37:58: Viel Arbeit, viel Stress, viel Mühe, aber das vielleicht jemand, was einfach mal effizient macht.

00:38:07: oder einfach auch nur sein Tagesgeschäft ohne zusätzliche Aufgaben richtig gut macht.

00:38:13: Das ist nicht das, wofür man befördert wird.

00:38:16: Das ist richtig.

00:38:18: Und dafür wird man auch nicht besonders gelobt.

00:38:20: Ich denke gerade so an diese Dankekarten, die im Lehrerzimmer dann häufig auf dem Tisch liegen, vom Schulabend, wo dann eben auch steht, ja, in diesem Schuljahr haben sie sich wieder so viel Arbeit gemacht und es waren so viele zusätzliche Aufgaben und wie sie das geschafft haben, auch die Gewerkschaften macht.

00:38:35: das gerne so, all die Herausforderungen und so weiter und wie sie das bewältigt haben.

00:38:42: Das stimmt, es geht wirklich tatsächlich um dieses viel, das wir irgendwie mal wieder hinbekommen haben.

00:38:48: Ich habe noch nie eine Danksagung gehört, dass jemand gesagt hat, gut, dass sie es mal geschafft haben, mit weniger Energieeinsatz oder Ressourcensparen zu arbeiten, habe ich noch keine Lobesrede gehört.

00:39:04: Genau.

00:39:05: Und das wäre aber das eigentlich.

00:39:07: Und ich sage immer wieder... Diese Worte, dieser verantwortungsbewusste Umgang mit unseren ja sehr knappen Ressourcen, also dass wir auch versuchen gesund zu bleiben einfach, weil wir wichtig sind, weil wir einfach viel zu wenig Lehrkräfte haben.

00:39:26: Und damit meine ich nicht, muss ich jetzt auch ganz stark betonen, die Lehrkräfte, die um dreizehn Uhr in Stift fallen lassen und in den Feierabend gehen, weil die gibt es auch, das wissen wir aber.

00:39:40: Also das ist damit nicht gemeint, sondern es geht einfach nur darum, solide zu arbeiten, mit Fokus auf Wirkung und auf Effizienz.

00:39:50: Das Wort klingt immer so technisch, aber das drückt letztendlich schon aus.

00:39:54: Also mit wenig viel erreichen.

00:39:57: Das wäre eigentlich so die Idee.

00:39:59: Und das ist das, was man eigentlich auch honorieren müsste.

00:40:02: Absolut, ja.

00:40:04: Und das könnte jetzt eigentlich schon ein schönes Schlusswort sein, Barbara.

00:40:07: Was meinst du?

00:40:09: Ja, doch.

00:40:09: Außer

00:40:12: du sagst natürlich, Mensch, es gibt noch was, das hast du mich nicht gefragt und das möchte ich jetzt unbedingt noch anbringen, dann wäre jetzt die Gelegenheit dafür.

00:40:20: Jetzt schaue ich mal schnell.

00:40:26: Eigentlich glaube ich, habe ich alles untergekriegt, was ich unbedingt unterbringen

00:40:33: wollte.

00:40:34: Dann mache ich jetzt mal noch kurz Werbung für euer Buch, weil ich das so großartig finde.

00:40:41: So, ja und bevor ich dich jetzt gleich noch nochmal neu... Und bevor ich dir jetzt gleich noch meine beiden Abschlussfragen stelle, möchte ich aber unbedingt noch sagen, das Buch, das Barbara zusammen mit ihrem Kollegen Benedikt Wisniewski geschrieben hat, das ist absolut lesenswert.

00:40:59: Also da findet ihr nicht nur den theoretischen Hintergrund, sondern eben auch noch ganz, ganz viele Beispiele aus der Praxis, wie Deimplementierung gelingen kann.

00:41:07: Das Buch verlinke ich in den Show Notes.

00:41:09: Es heißt, weniger Machtschule und wie Deimplementierung schulische Freiräume schafft.

00:41:17: Ja, Barbara, also danke für dieses wunderbare Buch.

00:41:20: und jetzt noch die beiden Abschlussfragen an dich, nämlich Frage Nummer eins.

00:41:25: Welches Motto würdest du gerne auf alle Schultüren in Deutschland schreiben?

00:41:32: Also um an das zu erinnern, was ich jetzt auch zuletzt noch gesagt habe, ich würde gerne Qualität statt Quantität an die Türen schreiben.

00:41:41: Okay.

00:41:42: Ja,

00:41:42: kurz und schmerzlos.

00:41:46: Passt ja zum ganzen Thema der Sendung.

00:41:48: Und da noch eine Frage zu deinen Pausen.

00:41:51: Wie verbringst du denn eine kleine Pause, wenn du nur so fünf Minuten Zeit hast?

00:41:57: Also nachdem ich jetzt nicht mehr im Unterricht bin, wo man ja sehr viel spricht und sehr viel im sozialen Rahmen ist, Tatsächlich sehr, sehr gerne mit einem kurzen Klausch mit Kolleginnen oder Kollegen, wo man einfach auch mal kurz lachen kann, weil ich finde, lachen ist immer das, was am meisten Stress abbaut in der kürzesten Zeit.

00:42:21: Ja, absolut, absolut.

00:42:24: Ja, schön.

00:42:24: Ich danke dir für das Gespräch, den tollen Input, den du uns heute mitgegeben hast, wie du schon gesagt hast.

00:42:31: Wir können mal anfangen, ein bisschen neu zu denken.

00:42:34: Und ich glaube, da hast du heute einiges angestoßen.

00:42:37: Danke dafür.

00:42:39: Danke dir!

Über diesen Podcast

„die kleine Pause“ verbindet Wissen und Inspiration rund um das Thema Lehrkräftegesundheit.

Hier bekommst du alltagstaugliche Anregungen zu aktiver Selbstfürsorge & klarer Selbstorganisation und Praxis-Tipps für entspannteres Unterrichten.

Ich teile mit dir meine Erfahrungen aus Schule, Lehrkräfteausbildung und Coaching. Außerdem gibt's inspirierende Interviews mit Expert:innen und Alltagsheld:innen.

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Weitere Infos zu mir und meiner Arbeit: https://www.diekleinepause.de/

von und mit Martina Schmidt

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